Wer ist Mrs. Watanabe?

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Wenn Yoki sich vor den Computer klemmt…

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Die japanischen Hausfrauen sind auf Zack. Statt ausschließlich Heim und Herd zu hüten, die Zeit mit Kindersitting und Einkaufstouren zu verbringen, zieht es sie nach getaner Hausarbeit vor den heimischen Computer oder Laptop um in Devisen zu machen», so las ich letzte Woche in einem aufschlußreichen Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ).

Zehntausende, ja sogar Hunderttausende Hausfrauen im Land der aufgehenden Sonne sollen demnach mittlerweile ihre Zeit und ihr Erspartes in den internationalen Devisenmarkt investieren. So ist beispielsweise zu lesen: Sobald die Kleine im Kindergarten ist, kauft Yuki über das Internet norwegische Kronen gegen Euro, Schweizer Franken gegen britische Pfund oder australische Dollar gegen tschechische Kronen. Die 35jährige Japanerin liest Charts und diskutiert die Bewegungen auf dem Devisenmarkt in Chat-Räumen. Täglich zwei Stunden. Mehr Zeit wolle sie dafür nicht einsetzen, obwohl sie dann natürlich mehr verdienen würde.

Es ist grandios: Hausfrauen werden zu Spekulanten. Viele Männer, vor allem hier in Europa werden diese Entwicklung belächeln. Frauen haben in den Augen vieler Börsianer und Aktionäre auf dem Börsenparkett nichts verloren. Sie sind zu emotional für das harte Geldgeschäft, so der Tenor vieler männlicher Börsianer und Spekulanten. Die japanischen Frauen scheinen sich nichts aus der Skepsis der Männerwelt zu machen. Während ihre Gatten im Job das tägliche Brötchengeld» verdienen, sorgen Sie hinter den Wohnungstüren für die Vermehrung der Ersparnisse.

Längst hat die Finanzpresse für diese risikofreudigen Hausfrauen einen Spitznamen gefunden: Es sind die «Mrs. Watanabe». Doch nicht nur diese sind am Devisenmarkt aktiv, auch zahlreiche japanische Rentner haben den Devisenhandel für sich entdeckt. Vorigen Sommer sollen laut SZ» von Privatkonten in Japan täglich Devisen im Wert 60 Mio. Euro gewechselt worden sein, etwa ein Fünftel des weltweiten Währungshandels. Inzwischen sei es jedoch etwas weniger geworden, da die Subprime-Krise viele Mrs. Watanabes und viele pensionierte Hobbyhändler mit hohen Verlusten aus dem Markt getrieben hat.

Auch Yuki soll dank Subprime einige herbe Verluste gemacht haben. Das hat sie zwar vorsichtiger gemacht, jedoch gänzlich die Finger davon lassen könne sie nicht. Längst ist für sie das tägliche Traden am Computer zu einer kleinen Sucht geworden. In den ersten zwei Jahren sei es noch schlimmer gewesen, da habe sie an manchen Tagen 20 bis 30 Trades gemacht, sagt Yuki. «Heute mache ich das nicht mehr, ich bin vom Naturell her keine Daytraderin. Aber man muß erst herausfinden, was zu einem paßt», erklärt Sie dem Reporter der SZ. Dabei sei für sie selbst auch der Nervenkitzel vordergründig, nicht nur das Geld.

Das alles wäre noch vor ein paar wenigen Jahrzehnten nicht möglich gewesen. Doch mir fällt dazu auch nur eines ein: Das sind eben die Frauen von heute. Wie nennt man diesen Begriff doch gleich, multi-tasking-fähig? Wie auch immer. Solange Frauen ihr alltägliches Leben meistern, sei es ihnen vergönnt den Nervenkitzel des Spekulierens für sich zu entdecken. Denn es ist schließlich eine spannende Welt.

Via Investor-Verlag

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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