Das Leben der Pseudowissenschaftler III

 

Erkenntnisfeindliche Auftraggeber und ko-abhängige Medien

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Ein Junk Sciencer als solcher ist für Personen und Institutionen, die ihn beauftragen, die modische Variante der früher an den Höfen angestellten Narren und Schranzen. Anstelle der Höfe sind Institutionen getreten, in denen Aufgaben nicht ernsthaft (also: nach wissenschaftlichen Methoden, unter Verwendung bestmöglicher Techniken) angegangen werden dürfen und/oder wo effektives Management nicht stattfinden darf – weil die Institution z.B. der Versorgung von Genossen/Kameraden zu dienen hat. Der Junk Sciencer schafft sich seinen Freiraum, frei nach dem alten Sprichwort: «Die Wahrheit muss ins Hundeloch, während das Schmeichelkätzchen am Ofen sitzen darf und spinnen». Der Junk Sciencer sorgt also für Unterhaltung, Aufregung, Aktivitäten und, wenn er gut ist, auch für den Zufluss finanzieller Mittel. Er formuliert «Problemanzeigen», stellt «Handlungsbedarf» fest oder schiebt seine Institution gar an die politische Front, um dort Forderungen zu stellen und den eigenen Machtbereich zu vergrößern. So fordert er Genehmigungen oder Verbote für dieses und jenes; vor allem aber ist er bestrebt, seriöser Wissenschaft zu schaden. Das geschieht etwa dadurch, dass er Vertreter anderer Institutionen dazu bringt, mit ihm gemeinsam «politische» Forderungen zu stellen. Stellt sich heraus, dass die von ihm fabrizierte Grundlage Junk Science darstellt, kann er damit rechnen, dass nicht alle der von ihm Getäuschten dies erkennen, erkennen wollen oder gar auf Distanz gehen.

Der Junk Sciencer braucht zu seiner Entfaltung nicht nur erkenntnisfeindliche Auftraggeber, er muss sich und seine Produkte auch adäquat vermarkten. Häufig entstehen symbiotische Konstrukte mit Junk-Science-Journalisten und bestimmten Massenmedien. Die weite Verbreitung falscher Auffassungen der Bürger, z. B. die grotesken Fehleinschätzungen tatsächlicher und vermeintlicher Risiken, ist Ergebnis der seit vielen Jahren existierenden Kooperation von Junk Sciencern mit manchen Medien.

Die charakterlichen Anforderungen an Junk Science-Journalisten, nicht selten als «Wissenschaftsjournalisten» getarnt, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Junk Sciencers. Sie dürfen kein Erkenntnisinteresse haben; jeglicher Forschungsdrang sollte ihnen zuwider sein. Bei Notwendigkeit werden sie ihr Repertoire an Platitüden einsetzen wie: «Die Wahrheit von heute ist der Irrtum von morgen», «Alles ist relativ», «Objektivität ist eine idealistische Fiktion» etc. Je schlechter sie bei ihrem eventuell absolvierten Studium waren, um so eher werden sie geneigt sein, Murks aus marxistischen und sonstigen Mottenkisten zu verwenden. Die Welt ist nur gut oder böse, und nur sie sind befähigt, die Elemente auseinander zu halten. Sie sind personifizierter Unverstand, agierende und publizierende intellektuelle Impotenz.

Fortsetzung 4/4 folgt morgen!


Hans-Joachim Maes ist Fachjournalist zu Wissenschaftskriminalität und Inhaber der W+D Wissenschaft & Dokumentation GmbH in Berlin. Kontakt: Tel. 030 / 8522486, wissdok@compuserve.com. In Novo58/59 ist von ihm zuletzt erschienen «FDA beendet faule Tricks» über Verbraucherschutz in der US-Pharmabranche.

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