Dornröschen in Zeiten der Segregation

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Europa im Verbotswahn

Von Gastautor Muna Sat-Ananda

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Vor einem halben Jahr wurde bei uns in Baden-Württemberg über die Unterhaltungsindustrie eine Tabak-Prohibition verhängt. Bislang kannte ich den Begriff nur im Zusammenhang mit jener Alkohol-Prohibition aus entfernten Zeiten. Doch so weit liegen sie innerhalb geschichtlicher Ereignisse gar nicht zurück, denn immerhin trug sie sich in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhundert zu.

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Mir ist durchaus bewußt, daß christlich-fundamentalistische Kreise im puritanischen Amerika damals ihre Hände im Spiel hatten, allerdings in einem nunmehr laizistischen Staatsgebilde schien es mir gänzlich obsolet, daß ein solcher Puritanismus je nach Europa expandieren könnte. – Vielleicht hätte ich es – schon aufgrund meiner literarischen Tätigkeit, die sich schließlich eingehender mit historischen Begebenheiten der Weltpolitik auseinandersetzte, besser wissen müssen. Im Nachhinein fällt es wie Schuppen von den Augen – und meine Erinnerungen an schon vereinzelt früher aufgetretene Tabakgegner vor etwa 20 Jahren werden wach. Ich spürte damals schon ihre unverhohlene Feindseligkeit, und die sporadischen Kontakte liefen darauf hinaus, daß entweder ich das Feld räumte, und mich in eine andere Gesellschaft begab, oder sie gehen mußten. Ich hielt sie anno dazumal für seltene und nicht großartig erwähnenswerte Spinner – sie sollten ihre Bereiche haben, ich meine – und meine weitere Beachtung dieser doch seltenen Exemplare blieb aus. Nichtraucher waren nie so meine Wellenlänge – denn schon damals bewahrheitete sich die Erkenntnis: Das Leben ist bei den Rauchern, bei den Genußmenschen. Einige Nichtraucher-Lokale etablierten sich auch schon versuchsweise vor 20 Jahren, die ich niemandem streitig machte, denn ihre Räume gestand ich den Nichtrauchern ebenso zu, wie ich meine Räumlichkeiten beanspruchte. Es hatte mich nur manchmal gewundert, daß sich die Nichtraucher-Gastronomie nie lange aufrechterhielt. Mit diesem Phänomen setzte ich mich als Genußraucherin aber nicht großartig auseinander, zumal Nichtraucherlokale nicht in meinem Interessenbereich lagen – und ich mit ernannten Tabakgegnern nicht meine Freizeit verbrachte.

Ähnliche Eiferer kannte ich von der militanten Veganer-Front, die ich nicht anders als die militanten Nichtraucher mit einem müden Lächeln weiterziehen ließ, nachdem sie mir ihr abstraktes Lebensprinzip vor Augen hielten, das mit meinem nicht kompatibel war. Meine Ernährung ist zeitweilig auch vegetarisch (nicht vegan), und damalige Kontakte erschlossen sich dann durch meine Entscheidung, sie zu suchen – doch zum Dogma wurde mein Lifestyle nie. Also zog es mich wieder zu den Vollwertköstlern, die keine Probleme mit meinem frei gelebten Vegetarismus hatten. So besteht mein Freundeskreis aus Vollköstlern, Rauchern, moderaten Vegetariern und Nichtrauchern, Weintrinkern und Kaffeetrinkern und Teetrinkern – einem bunt gemischten Haufen, von denen aber keiner Alleinvertreteransprüche auf seinen jeweiligen Lebensstil erhob – der zudem auch keine ideologische Streitfläche bot.

Die militante Nichtraucherfront konsolidierte sich – schleichend – und für mich anfänglich unbemerkt – denn die USA mitsamt ihren gesellschaftlichen Skurrilitäten schienen dennoch in weiter Ferne. Erst seit ein paar Jahren spürte ich eine schleichende gesellschaftliche Veränderung auch in diesem Lande, eine politische Verdrossenheit und eine Reduzierung der in den 70ger und 80ger Jahre noch vorhandenen Lebensqualität. Irgendetwas schien nicht zu stimmen, die einstige Antriebsfeder zu neuen Zielen schien einer lähmenden Tatenlosigkeit zu weichen, einstiger Idealismus wich auch einer undefinierbaren kalten Nüchternheit, aber ich konnte noch keinen Ursprung für den gesellschaftlichen Wandel lokalisieren. Einstiges freies künstlerisches Gestalten verlagerte sich auf den Fitness- und Wellness-Trend, für den sogar eigens Einrichtungen geschaffen wurden – auch das Landschaftsgefüge veränderte sich, altes Fachwerk wurde kurzerhand für gläserne Fitness-Zentren beiseite geräumt, in denen sich Anhänger bei ihrer sportlichen Ertüchtigung dem vorbeiziehenden Publikum feilboten – anscheinend eine Werbestrategie, die ich jedoch als abstoßend empfinde. Riesige Versicherungs- und Finanzzentren und andere innovative Kolosse ragen phallusartig vor der Nordeinfahrt nach Stuttgart-Stadt dem staunenden Besucher entgegen. Eine zunehmende Lustfeindlichkeit ist ebenso unverkennbar – geplagt wird der Bürger mit medien-angereicherten Bedrohungsängsten und mit No-Future-Slogans, Ängste – die sowohl fiktiver, als auch realer Natur sein könnten. Treibhauseffekt, Klimaerwärmung, Feindbildverlagerung auf die islamische Welt und Rechtfertigungsfloskeln amerikanischer Kriegszüge gegen eine potentielle Islamisierung, usw. schlugen uns gebetsmühlenartig aus der Presse entgegen. Immer häufiger erschienen auch Artikel über die Bedrohung durch den Tabakkonsum, Gefährdung der Gesundheit durch sog. passiv-rauchen. All diese bedrohlichen Meldungen wechselten einander ab. Mir schien das ganze Geschehen eine Farce, christliche Fundamentalisten bekämpften islamische Fundamentalisten – ein großer ideologischer Unterschied bestand nicht mehr, wobei der Zweck alle Mittel heiligt – nur die wirtschaftliche Rezession, das Verschwinden der Mittelschicht zugunsten einer Zwei-Klassen-Gesellschaft wird uns als Aufschwung verkauft. Gelangweilte Hausfrauen und ältere Leute flüchten sich in ihre «Lindenstraße und Traumschiff-Trilogie». Angesichts der wachsenden Kriminalität, der vermeintlichen oder tatsächlichen Terrorismus-Gefahr im Großstadtmilieu und an den Bahnhöfen werden Rufe nach mehr Sicherheit laut, vorwiegend bei den Alten – und im Kleinbürgertum, das sich hauptsächlich aus der breiten unkritischen Masse zusammensetzt. Wie Schlagworte tönt es aus der Boulevard-Presse: Schutz vor Terror, vor Kriminalität, vor Unfallgefahren – und vor Gesundheitsschädigungen. Plötzlich dämmert es mir – der Orwellsche Sicherheits- und Überwachungsstaat steht vor meiner Tür, mit eklatanten Eingriffen auch in mein Leben – denn Raucher werden zu Schädigungsfaktoren deklariert – und der Tabakkonsum kurzerhand verboten – wodurch sich die Spirale der Verleumdungs-Kampagne gegen die Raucher(innen) anheizt. Wurde einst in der Presse unablässig die Schädlichkeit des Tabakrauchens proklamiert – so werden wir nunmehr, nachdem alle Hemmschwellen gefallen sind, mit Terroristen, Verbrechern, die des Nachts Leute überfallen, Kinderschändern und Vergewaltigern in einem Atemzug genannt – und die meisten Raucher wurden von diesem nun geschaffenen gesellschaftlichen Klima förmlich überrumpelt.

Stichwort: Rezession – die mit der Prohibition ein Bündnis einzugehen scheint – so war es im letzten Jahrhundert, so geschieht es heute, hoffen wir nur, daß nach der Aufhebung der Prohibition kein Krieg folgt, wie anno dazumal. Die Technisierung und Elektronisierung schritt fort, doch die Zeit scheint wieder einmal hinter die Aufklärungsperiode unserer Epoche, die Europa immer mit einer Erhabenheit vorführte, zurückzufallen. «Heiliges» Spießertum, Tabakverteufelung, und nahezu irrationale Haßgebärden obrigkeitshöriger Tabakgegner gegen die ‹Ungläubigen›, inquisitorische Ambitionen und Kontrollmechanismen über den Menschen, seine Privatsphäre und gar sein Intimleben erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Religionseiferer und Missionare haben ihr Gewand gewechselt – aber sie sind allgegenwärtig. Sie treten heutzutage, im 21. Jahrhundert als Gesundheitsapologeten in Erscheinung, die sich nicht damit begnügen, ihre eigenen Gesundheitsbedürfnisse zu pflegen, nein, vielmehr sind sie von einer Auftragserfüllung beseelt, ihr gesamtes Umfeld mit der Gesundheitsbibel zu «beglücken». Militante Veganer, militante Anti-Alkoholiker, – auch der militante Nichtraucher mutierte zum Anti-Raucher, eine Strömung, die die gesamte westliche Welt heimsucht, färbt sich religiös ein, in Anbetracht der territorialen Vereinnahmung von West- und Mitteleuropa. Die Grenzen des Islams sind die Grenzen der Welt, die «heiligen» Kreuzzüge christlicher Missionare zogen sich auch grenzenlos über den Globus. Ihre Verfechter und Drahtzieher haben lediglich andere Namen bekommen. – WHO/EU – und mächtige Pharma-Konzerne sind die Stützpfeiler im Sponsoring der Antiraucher-Organisationen und der Verkündung ihrer Botschaften an das Volk – und in die Welt. Vor uns baut sich bedrohlich ein Konglomerat aus christlichem Fundamentalismus, Stasi-Allüren und dritte Reich-Ideologien auf, eine gefährliche Melange aller genannten Negativaspekte, – Negativismus und Kulturpessimismus, gepaart mit einem Fanatismus jener Antiraucher-Liga, der seinesgleichen sucht, hat die Macht ergriffen – und uns Genußmenschen offen den Krieg erklärt. Jetzt geraten nicht nur potentielle Terrorbanden oder Staatsfeinde, Kapitalverbrecher, Steuerhinterzieher, Mafiabosse und Zuhälter aus dem kleinkriminellen Altstadtmilieu ins Visier von Big Brother – sondern auch die kriminalisierten Raucher, Bürger aus allen Schichten, die sich nie kriminell oder politisch betätigt haben müssen.

Eine jahrzehntelange Indoktrination hat das gesellschaftliche Gefüge der Europäer und eine über 500-jährige Tabakkultur in seinen Grundfesten erschüttert. Fast unmerklich am Anfang, begehen sie ihre Auftritte mit einer Penetranz, die mich heute schaudern läßt. Haben Europas Völker geschlafen und ihren Kopf in den Sand gesteckt? Wurden wir durch die Medienberieselung schon so sehr eingeschläfert, daß viele von uns das neue Jahr mit dem Vorsatz begannen, dem Tabakgenuß abzuschwören, um den gesundheitlichen Anforderungen gerecht zu werden? Wir glaubten doch lange Jahre an die Schädlichkeit des Umgebungsrauches, (im Dritte-Reich-Jargon «Passivrauch» genannt) der angeblich unsere Kinder, unsere Mitarbeiter, ja unsere Umgebung schädigt. Und dort steht sie nun, um an den Schalthebeln der neuen Macht zu partizipieren, jene zu Ex-Rauchern dressierte Masse, die den invisiblen Notstandgesetzen Folge leistete – die sich bekehren ließ. Jetzt darf sich der Kleinbürger, der ansonsten im öffentlichen Leben keine Stimme hat, mit erhobenem Zeigefinger zum Moralwächter über die Ketzer aufschwingen. Ein Befehlsempfänger, der sich dem Druck der öffentlichen Meinung, der Medien oder der Verwandten unterwarf, ja, die sich als noch rauchender Part sogar von seinen nichtrauchenden Lebenspartnern(innen) schon vor Beginn der Prohibition auf die Terrassen oder Balkone ins Freie verbannen ließ – er nimmt nun die Stellung vom Moralhüter und Blockwart ein, nachdem er soweit war, den «falschen» Göttern zu entsagen.

In Deutschland rauchten in den 60ger und 70ger Jahren ca. 80% der Bevölkerung. Es war die Zeit des Tatendranges voller Lebensenergie, die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber auch die Zeit der Revolutionen, die Zeit der Partys – eine wilde explosive, zum Teil euphorische Zeit – erst in den 80gern begann sich das soziale Klima zu ändern, ein rauer Individualismus gegen das einstige Gemeinschaftsgefühl, die in den 90gern eine völlige gesellschaftliche Lähmung und Null-Bock-Mentalität heraufbeschwor. In solch einem geistigen Klima sind Menschen manipulierbarer, anpassungswilliger, und einer systematischen Umerziehung zugänglicher – denn auch die einstige soziale und freie Marktwirtschaft wich einem Turbokapitalismus, in dem Kleinunternehmen von Großkonzernen aufgesogen wurden und somit verschwanden.

Ein Hauch von sozialem Leben erhielt sich dennoch in der Kleingastronomie, eine unserer letzten Oasen, parallel liefen die Wald- und Gartenpartys mit Lagerfeuern im Sommer, eine Oase, die sich nicht so leicht brechen ließ, wie die einstigen Tante-Emma- und Krämerläden, welche nicht mehr der Konkurrenz der großen, billigen Einkaufsketten finanziell standhielten. Doch die kleine Kneipen- Pub- Bistro- und Bar-Kultur hielt stand, denn die Menschen sehnten sich wieder nach mehr persönlicher Atmosphäre – die kleinen Ecklokalitäten boten oftmals ein zweites Wohnzimmer, um dem grauen Alltag für eine Zeitlang zu entfliehen. Nur prohibitive Gesetze sind in der Lage, diese immanente Macht der Wirtshäuser zu brechen, um die dort immer noch die genußfreudige Ketzerei auszuräuchern, dem die Wirtsleute ihre Räume zur Verfügung stellen. Und wo stehen wir jetzt? – Eine breite Masse von Asketen, Genußverweigerern und gezähmten Ex-Rauchern stehen etwa 30-40% – einer immerhin noch starken Minderheit von Genußfreunden gegenüber. Wir werden uns bald feindlich gegenüberstehen, denn die Stigmatisierung der Tabakkonsumenten zieht Kreise ins Uferlose und die weitere Entwicklung ist noch nicht abzusehen, aber Parallelgesellschaften sind bereits im Entstehen. Jetzt sind auch die Raucher endlich! aus dem ‹Schlaf der Seligen› erwacht oder wurden vielmehr herausgerissen – und formieren sich zu weltweiten Raucherbewegungen. Sie werden mit der bitteren Realität konfrontiert, daß uns Freiheit nicht geschenkt wird, sondern wir sie uns erkämpfen – und sie auch verteidigen müssen.

Sollten wir es nicht schaffen, die lebensfeindlichen Prohibitionen zu durchbrechen, werden sich in absehbarer Zeit Raucher und Nichtraucher wie Angehörige aus fremden Kulturkreisen gegenüberstehen, die Fronten werden sich verhärten, gewalttätige Ausschreitungen als Folge der Raucherdiskriminierung werden an Boden gewinnen – ansonsten werden wir uns so weit wie möglich aus dem Wege gehen, in versteckten Waldlichtungen (denn auch Grillfeste könnten alsbald unter staatlicher Kuratel stehen und aus öffentlichen Anlagen verschwinden) und unterirdischen Katakomben unsere Feste feiern. Noch kämpfen wir öffentlich, noch in offenem Widerstand, noch versuchen wir, das noch nicht komplett gehirngewaschene Volk zu erreichen, noch gründen wir Parteien, wirklich oppositionelle Kräfte gegen den derzeitigen politischen Mainstream, noch machen wir mobil gegen die auf uns zurollende EU-Diktatur, noch rütteln wir die Wirte, unsere natürlichen Verbündeten, zum Widerstand gegen die Staatsgewalt und zu zivilem Ungehorsam auf. Die Entscheidung unserer politischen Kräfte und sogenannter «Volksvertreter» ist noch ungewiß, ebensowenig unser Kampf um unsere freiheitlichen Bürgerrechte.

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Verschwindet der Tabak aus dem öffentlichen Leben, so werden seine Konsumenten in den Untergrund, in die sprichwörtliche Diaspora abtauchen, und für die kleinbürgerlichen Systemknechte künftig unerreichbar sein, die sich dann auf ein neues Feindbild einschießen müssen. Natürlich verschwindet die Unterhaltungs-Gastronomie und der gesellige Rahmen dann auch aus der Öffentlichkeit, denn wie sich schon in der Vergangenheit erwies, sind die Mehrheit der Nichtraucher und Asketen kein geeignetes Klientel, und jeder Tabakfreund, der sich seine Würde bewahrt hat, wird nicht mit seinem Wein oder Bier (falls der Alkohol nicht auch verboten wird) auf dem Gehsteig oder der Straße zu finden sein. Einstige Eckkneipen werden dann von der linientreuen System-Gastronomie aufgekauft, wie dieses schon in anderen europäischen Ländern gang und gäbe ist. Mac Donalds, Starbucks, Burgerking, und wie sie auch alle heißen mögen, wird als Abfertigungsindustrie für schnelle Laufkundschaft und schnelle Imbiss-Bedürfnisse fungieren und florieren – das Aus unserer Volkskultur – Europa wird totes Land, nicht anders wie Kanada und die USA – solange, bis sich die Prohibition im wirtschaftlichen Desaster von selbst wieder erledigt, denn Prohibitionen bedeuten immer auch Steuerverluste, zumal Tabak- und Alkoholwaren hoch besteuert sind. Fallen diese Steuern dann weg, beschleunigt es den wirtschaftlichen Zusammenbruch, auch die ärztliche Versorgung wird dann nicht mehr gewährleistet sein. Jeder Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck, ein uraltes Gesetz der Materie – die Welt wird niemals tabak- alkohol- oder drogenfrei werden. Selbstbewußte Raucher(innen) werden einen solch repressiven Staat, der ihnen das natürliche Recht auf Persönlichkeitsentfaltung vorenthält und sie sukzessiv aus dem öffentlichen Leben ausschließt, die Steuern verweigern und ihre Waren auf dem Schwarzmarkt – oder im illegalen Eigenanbau erwerben. Mafiöse Strukturen werden sich etablieren, das organisierte Verbrechen wird Hochkonjunktur feiern – vor meinem geistigen Auge sehe ich schon die Al Capones mit Zigarillo in den Mundwinkeln. Das angestrebte Ziel der Prohibitionisten wird durch Verbote in unerreichbare Ferne rücken. Wir schaffen uns unsere eigene Welt – die Zahl der Raucher(innen) wird wieder ansteigen, denn durch den Verbotswahn gewinnt der Tabak erneut an Attraktivität – Rauchen wird Kult und wir genießen es umso mehr, seitdem es verboten wurde.

[Muna Sat-Ananda]

18 thoughts on “Dornröschen in Zeiten der Segregation

  1. Pingback: Pligg
  2. Gemäss dem Surgeon General, dem obersten Beamten der amerikanischen Gesunheitsbehörde, lag die maximale Raucherquote einer einzigen Jahrgangskohorte in den USA 1950 bei 70 Prozent und fiel dann in der Folge bis 1975 auf 40 Prozent (Davis, 1990, S. 103). Ähnlich waren auch die Raucherquoten in Australien: Während die maximale Raucherquote der Kohorten von Frauen von 28 Prozent auf 40 Prozent stieg, sank sie bei den Kohorten von Männern von 75 Prozent auf 46 Prozent (Durston und Jamrozik, 1990, S. 265 f.)

  3. Ja ihr multiplen Persönlichkeiten Thommen und manu

    Wie wäre es, beim gleichen Nick zu bleiben? Oder kannst du zu deinen Fragen und Meinungen nicht stehen?

    Warum wiederholst du die Frage? Eine ausführliche Antwort steht hier in diesem Thread bereits.

    70 % sind Fakt, an gewissen Orten sogar 80 %, wenn man das Haschisch- und Jointrauchen Ende der 60er und während den 70ern miteinbezieht, wo ja der «Stoff» mit Tabak gestreckt wurde.

    Das ist ja das Problem, niemand will Fakten kennen, sondern lieber denkfaul glauben – wie früher dem Pfaffen in der Kirche, der meist halb besoffen irgendwas predigte, so wie es heute die Massenmedien tun.

  4. Also den Amerikanern sollte man nicht auch noch nacheifern. Die getürkten «Studien», die zum Irakkrieg mit über 1.2 Mio. toten Irakern der ganzen Welt die Gesinnung der Amis vor Augen führte – und täglich kommen nach über fünf Jahren weitere hinzu – scheint mir doch um einiges tödlicher als ein unbewiesener, konstruierter, bei den Haaren herbeigezogener Gesundheitszusammenhang von Passivrauchen. Zudem wußte die Bush-Regierung bereits im Juli 2001 vom Anschlag, der ihnen wie auch den Kapnophobikern gerade recht kam.

    Das tägliche Tragen eines BHs ist mit einem Relativen Risiko von 12.5 bis 20 um einiges gefährlicher in Bezug auf Brustkrebs als Passivrauch mit einen Relativen Risiko von durchschnittlich 1.19, sollte man den Studien Glauben schenken.

    Und wegen eines statistisch halben bis ganzen Toten in der Schweizer Gastronomie pro Jahr (!) scheint mir der Aufwand sowie der volkswirtschaftliche Schaden dann doch zu hoch.

    Sie auch -> Beitrag vom 10. Juli 2008

  5. Aber du vergisst zu erwähnen, dass viele der getöteten Iraker auf das Konto von dem «Bürgerkrieg» geht, der nun dort ausgebrochen ist. Saddam war ein brutaler Herrscher, aber er hat den Nationalismus oder Chauvinismus von Kurden, Sunniten, Shiiten, etc. unterbunden. Die Amerika haben ein Pulverfass geöffnet.

  6. Eine kurze Frage an manu und albertW!

    Habt Ihr meinen Text vollständig gelesen – und vor allem inhaltlich verstanden? Seid Ihr Euch über die Konsequenzen im Klaren, die aus den zunehmenden Verbotsforderungen resultieren? Habt Ihr die Hintergründe der Prohibitionen begriffen – WARUM sie stattfinden? Vielleicht versucht Ihr, den Text nochmals zu lesen.
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    Als sie das Rauchen verboten haben, habe ich mich nicht gewehrt. Ich war ja kein Raucher.

    Als den Dicken oder den Extremsportlern die Kassenbeiträge erhöht wurden, habe ich mich nicht gewehrt. Ich war ja kein Dicker und kein Extremsportler.

    Als man den RFID-Chip einführen wollte, mit dem es möglich war, das Konsumverhalten komplett zu überwachen, als man überall Kameras installierte,habe ich mich nicht gewehrt. Ich meinte, ich hätte nichts zu verbergen.

    Als man schließlich das Lachen verbot, konnte ich mir nicht mehr ins Fäustchen lachen. Und es war keiner mehr da, der sich mit mir wehren wollte, denn das Volk bestand nur noch aus Denunzianten, denen das einvernehmliche, soziale Miteinander ausgetrieben worden war.
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    Mein Abschlußwort: Ihr könnt die Nächsten sein.

  7. Hier noch ein interessanter Hinweis der Historikerin Barbara Lüthi (Unizh)

    Barbara Lüthi, Basel

    «Invading Bodies»: Körperbilder und Reinheitskonzepte in der amerikanischen
    Immigrationspolitik der 1910/20er Jahre

    Am Beispiel der an den nord-amerikanischen Grenzen ankommenden ImmigrantInnen, und der damit in Zusammenhang stehenden restriktiven Immigrationspraxis der 1910/20er Jahre, wird deutlich, dass der Körper ein Ort der Verhandlungen und Interventionen ist. Die imaginäre Reinheit des individuellen und des nationalen Körpers stellte dabei einen zentralen Diskursstrang der amerikanischen Immigrationspolitik dar. Der Medizin und Psychiatrie fiel dabei eine besondere Rolle zu. Krankheiten, Hygiene und die «poor physique» nahmen in dem Prozess der Aufrechterhaltung von (Körper-)Grenzen eine zentrale Stellung ein. Fallbeispiele machen deutlich, inwiefern die Frau im Kontext der Reinerhaltung des Staatskörpers im Zentrum der Abwehr stand.

    Es sollen die komplexen ‹Verhandlungen› der Körper an der Schnittstelle zur Medizin und Immigration, die vielfältigen Konsequenzen für die ImmigrantInnen sowie der Prozess der Einschreibung physischer Differenzen ins gesellschaftliche Bewusstsein und wissenschaftlichen Kreisen aufgezeigt werden.
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    Da sind wir heute wieder!

  8. Die Entwicklung die wir hier gehen ist die richtige. Aber Verbote bringen meiner Meinung nach nur bedingt etwas. Man muss den Leuten bewusst machen, dass Rauchen nicht «in» ist. Nur so kann man etwas erreichen.

  9. Dirk

    Warum willst du den Menschen ihre Genüsse nehmen?

    Je teurer das Rauchen wird, je mehr es auch verteufelt wird, desto mehr wird es «in»! Wenn ein Produkt teuer ist, wollen insbesondere Jugendliche damit imponieren. Das ist bei allen Verboten so und dokumentiert nachzulesen. Eine Rolex ist eben keine Swatch, obwohl die Mechanik einer Swatch um einiges innovativer und ausgefeilter ist als die der Rolex, die, seit dem sie auf den Markt geworfen wurde, ein über halbes Jahrhundert nie verändert wurde und eine der ältesten Uhrmachertechnik ist. Es ist nur zu verkaufen über einen teuren Preis, nicht etwa wegen einer ausgebufften Technik. Persönlich würde ich nie so einen Klotz wie die Rolex an meinem Unterarm montieren, egal ob teuer oder nicht. Trotzdem hat diese Uhr weltweiten Ruf und ist dementsprechend begehrt.

    Irland kennt seit 3 Jahren ein Rauchverbot. Der Trend jugendlicher Raucher (15-18) ging stetig mit dem internationalen Trend nach unten und lag vor dem Verbot bei 20 Prozent. Mit dem Rauchverbot wurde dieser Trend unmittelbar gestoppt. Heute rauchen von den 15-18 Jährigen 25 Prozent, also ein volles Viertel mehr als vor dem Rauchverbot.

    Ich frage mich, wieviel man von Soziologie und Psychologie versteht, wenn man solch einfältige Gesetze erlässt. Ich frage mich, was in den Köpfen der Politiker und ihrer Berater vor sich geht. Anscheinend nichts weltbewegend Wichtiges.

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