Neurotische Lust auf Konformität

 

Gefährlicher Alarmismus

Immer wieder berichten Schweizer Medien völlig unkritisch applaudierend über den gesetzgeberischen Aktivismus, den Parlamentarier und Parteien bisweilen an den Tag legen. Am 30. Dezember 2008 veröffentlichte der Tages-Anzeiger einen bemerkenswerten Artikel zum Thema mit dem Untertitel:

»Alarmismus greift um sich. Psychoanalytiker Peter Schneider über zwangsneurotische Marotten, die zunehmend als politische Forderungen daherkommen.«

Zwangsneurotische Marotten in der Politik

Treffsicher bringt es der Psychoanalytiker Peter Schneider auf den Punkt: »Der Zustand, in welchen man gerät, wenn man vor lauter Mißständen und Skandalen keine Welt mehr sieht und sich die Proportionen und Relationen der beklagten Übel auf groteske Weise verzerren«, sei ganz einfach als «Alarmismus» zu bezeichnen. Die Folge: Politiker sind entsetzt, fordern eine sofortige Gesetzesänderung und vorerst einmal ein härteres Durchgreifen. So kommen «zwangsneurotische Marotten» zunehmend als politische Forderungen daher.

Neurotische Lust auf Konformität

Anschaulich listet der Artikel Themen auf, zu welchen gesetzgeberische Maßnahmen diskutiert werden: Offroader-Verbot, Gesetzlicher Zwang zur Erziehung von Hunden und ihren Haltern, Passivtabakrauch-Verbot, Porno-Verbot auf Handys, Studie über die Bedrohung unserer Jugend durch koffeinhaltige Limonaden, Glühbirnen-Verbot, der persönliche CO2-Ausstoß, internationaler Katzenfellhandel, und so weiter – Verboten sind keine Grenzen mehr gesetzt. All dies dokumentiert unsere «neurotische Lust auf Konformität».

»Ein Sparlampen-Tick geht nicht zwangsläufig mit der Obsession einher, daß unsere Jugend durch den Verzehr von Red Bull in ihrer Existenz bedroht ist. Denn das zeichnet die Zwangsneurose eben auch wesentlich aus: Sie ist eine Art Privatreligion mit höchst individuellen Ritualen und Vorschriften, die nicht zur Massenbildung taugen. Sondern bloß dazu, sich wechselseitig gehörig und fortwährend auf den Nerv zu gehen.

Wo ist der gesunde Menschenverstand geblieben?

Gegen die «Null-Toleranz»-Generation anzukämpfen, ist fast unmöglich. Jede noch so stichhaltige Argumentation versagt, wenn man gegen Marotten und fixe Ideen ankämpfen will. «Es ist, als wollte man einen Zwangsneurotiker durch stichhaltige Argumente davon abbringen, jede Türe mit einem Desinfektionsmittel zu reinigen, bevor er sie berührt (Passivtabakrauchhysterie). Denn gibt es nicht tatsächlich gefährliche Keime auf jeder Türklinke und wäre nicht schon ein einziger Fall einer gefährlichen Infektion, die man sich beim Berühren einer Türklinke zugezogen hat, ein Fall zuviel? Werden die Keime nicht immer gefährlicher, die Antibiotika immer machtloser?»

Am und im menschlichen Körper leben zehnmal mehr Bakterien, als der Mensch selbst Zellen hat. Müßte man da nicht den Menschen selbst verbieten?

Zum lesenswerten Artikel

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Und hier ein dreivierteljahrhundert alter Song, der in seiner Aktualität nichts eingebüßt hat.

Carolus Magnus

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