Das ‹Aus› für Eva Herman

«Das Eva Prinzip»

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Wer als Glücksrezept propagiert, sich von der «gefährlichen Vorstellung» zu verabschieden, sein Leben in eigener Regie gestalten zu müssen, und stattdessen empfiehlt, sich in die «schöpfungsgewollte» Aufteilung der Geschlechterrollen zu fügen mit dem angenehmen Ergebnis, dass dann «viele Entscheidungen wesentlich einfacher» werden, «weil sie vorgezeichnet sind», will keine freiheitliche, sondern eine im Kern totalitäre Gesellschaft.

So gesehen ist an dem Vorgang, dass sich die selbsternannte Tabubrecherin Herman nun als Freundin brauner Familienpolitik entlarvt hat, eigentlich nur eines erstaunlich: Dass sie (oder der Teufel) diese Entlarvungsarbeit selbst leisten musste.

Zwar konnte man im letzten Herbst kaum eine Zeitung, kaum ein Magazin aufschlagen, ohne einen hämischen bis vernichtenden Kommentar zu Eva Herman zu lesen: Auf den anti-freiheitlichen, totalitären Kern des «Eva-Prinzips» jedoch haben nur die Allerwenigsten hingewiesen. Die schlichteste Erklärung für dieses Versäumnis mag lauten: Kaum einer hat das Buch tatsächlich gelesen. Die Frage, warum dann trotzdem alle meinten, darüber berichten zu müssen, offenbart eine der Tücken des sich immer schneller drehenden Medienkarussells: Wer nicht – oder zu spät – darüber berichtet, worüber alle berichten, fliegt vom Pferdchen.

So erfreulich es ist, dass der Alarm in Hamburg verlässlich ausgelöst wurde – so traurig ist es, dass erst der Teufel (oder wer auch immer) Eva Herman reiten musste, um sie über diese Schwelle zu schicken.

Eva Herman ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass viele Leute nicht mehr gewillt sind ihre Eigenverantwortung selbst wahrzunehmen, sondern sie aus (Denk-)faulheit an den Staat oder, wie in diesem Falle hier, an einen Ehemann delegieren wollen. Die Freiheit, das höchste Gut des Menschen, scheint weder weiter gewollt, noch Wert geachtet zu sein und der Trend der Spassgesellschaft weist bereits bedenklich in Richtung Bemutterungsstaat und Erziehungsdiktatur.

Angesichts der im 21. Jahrhundert angestossenen Verbotswelle, angefangen über die Zwangsbeglückerei des Staates über den allmächtigen WHO-Kanal des Gesundheitswahns («Wir wollen doch nur dein Bestes»), der diffuse ängste vor dem Tod in Teilen der Bevölkerung befriedigt, die seelisch bereits tot zu sein scheinen und sich nicht getrauen, aus dem prallen Leben zu schöpfen, bis hin zu staatlichen Verboten der Selbstbestimmung, wenn es um das eigene Ableben, (Sterbetourismus aus Deutschland in die Schweiz), wenn es um natürliche Pflanzen, als Drogen deklariert, wie beispielsweise das harmlose Cannabis (ein hochpotentes, nichtsynthetisches, aber verbotenes Heil- und Schmerzmittel) oder wenn es um das private Eigentum geht, dessen Definition schon längst nicht mehr dem Code Napoléon entspricht (Kneipensterben, Denkmalschutz, Naturschutz, Enteignung), lassen die Entlassung von Eva Herman in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Eva Herman war beim NDR tätig. Die Ihr vorgeworfenen Tabubrüche, die zu ihrer Entlassung führten, spiegeln bloss die momentane Realität in Deutschen Landen wider. Ihr Fehler war, dass sie den, von ihr selbst nachgelebten, ganz normalen Wahnsinn von heute nicht, wie es sich für einen öffentlichen Rundfunksender gehört, genügend subtil und verschleiert an den Mann, bzw. die Frau brachte, sondern ihre Meinung, stellvertretend für die Gesinnung vieler in Deutschland, unverhohlen kundtat. Der Bildschirm und der Bestseller waren einfach zu viel des Realen auf zu kurzer Zeitachse; und man möchte doch den Deutschen Michel abends nach getaner (Fron-)Arbeit nicht schockieren mit dem was wirklich vor sich geht, sonst könnte er noch aufwachen, und das wollen wir doch nicht – oder?

[Carolus Magnus]

partielle Passagen aus «Der Spiegel»

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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11 thoughts on “Das ‹Aus› für Eva Herman

  1. So ein Unfug.

    Der in diesem Blog heraufbeschworene Hysterie gegen den Nichtraucherschutz und andere Verbote ist gräßlich naiv.

    Zeugt es doch von besonderer Ignoranz, das dritte Reich als Analogie zu allerlei konstruierten Verschwörungen (Nichtraucherschutz, Tabakprävention, WHO, Pharmaindustrie) anzuführen. Im 3. Reich wurden keine Raucher verfolgt.

    Verfolgt und gemordet wurden Juden, Homosexuelle, Zigeuner, Kommunisten.
    Kein einziger Mensch ist im 3. Reich als Raucher verfolgt oder gar ermordet worden.

    Diese Masche findet man oft in Blogs oder Diskussionen, man nennt es Godwin’s Gesetz.

    Häufig dienen solche Nazivergleiche als ?Totschlagargumente?, um eine weitere Diskussion zu verhindern, bzw. deutlich zu erschweren. Eine absichtsvolle Beschwörung von Godwins Gesetz im Hinblick auf seine diskussionsbeendende Wirkung ist jedoch meist zum Scheitern verurteilt.

    Ein Vergleich mit den Nazis oder Hitler bezüglich der in diesem Blog behandelten Themen (Rauchverbote, etc.) ist nicht angemessen, er ist eine maßlose rhetorische Übertreibung.

    Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

  2. @charly_smoke

    Im Anschluss an die Vorstellung ihres neuesten Buches Das Prinzip Arche Noah am 6. September 2007 in Berlin sagte Eva Herman laut der Reporterin des Hamburger Abendblatts Barbara Möller, im Dritten Reich «ä? sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter.»

    Als Reaktion auf diese äußerung beendete der NDR am 9. September 2007 mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Eva Herman. Dies geschah einigen Presseberichten zufolge, weil in Hermans äußerungen ein Lob des nationalsozialistischen Frauenbildes bzw. der nationalsozialistischen Frauen- und Familienpolitik enthalten gewesen sei.

    Soviel zu deinem Totschlag-Argument «Nazivergleiche» – Man könnte direkt annehmen, du wärst ein Holocaust-Leugner!

    und a propos Pharmafirmen:

    Eva Herman engagiert sich für das Familiennetzwerk Familie e. V., dem der Erlös ihres 2007 erschienenen Buches ?Liebe Eva Herman: Briefe an die Autorin des Eva-Prinzips? zugutekommt. Nebenbei arbeitet sie auch für den Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. – Also der Lobby, die euch militanten Nichtraucher zum Fussvolk der Diktatur instrumentalisiert, ohne dass ihr es bemerkt. Euch muss es direkt unheimlich langweilig sein! Ich jedenfalls käme mir ungemein dämlich vor.

  3. Nix verstanden? Scheinbar zuviel Nikotin intus!

    Verfolgt und gemordet wurden Juden, Homosexuelle, Zigeuner, Kommunisten.

    –> Kein einziger Mensch ist im 3. Reich als Raucher verfolgt oder gar ermordet worden.

    Du verhönst mit deinen gräßlich naiven Vergleichen die wahren Opfer von Diktaturen.

    Nur weil Dir einer Deinen Glimmstengel in der ?-ffenlichkeit verbietet, bricht noch lange keine Demokratie zusammen, außer vielleicht in Deinem maroden nikotingeschwerstgeschädigten Hirn.

  4. Die Nazivergleiche erhellen die Struktur der Ausgrenzung von Minderheiten. Die läuft im wesentlichen immer gleich ab. Ich denke, niemand hier will die Opfer der Nazidiktatur verhöhnen, im Gegenteil. Die Vergleiche mahnen, Wiederholungen, egal welchen Grades aufzuzueigen und zu verhindern.
    Ein gewisser radikaler Anti-Raucher-Verein dagegen neigt in der Tat zur Verhöhung der Opfer, indem dort ernsthaft behauptet wird, der «Tabakholocaust» sei SCHLIMMER als die Verbrechen der Nazis. Das ist verwerflich und unterirdisch und zutiefst faschistisch. Ich habe mich deswegen an den Zentralrat der Juden gewandt.

  5. @charly_smoke

    Nur weil Dir einer Deinen Glimmstengel in der ?-ffenlichkeit verbietet, bricht noch lange keine Demokratie zusammen,

    Du vergisst, dass wir in der Schweiz nicht derart dumm sind, solche Gesetze wie in D weder zuzulassen noch einzuführen. Wir wollen unsere Freiheit behalten, und das beschränkt sich nicht nur auf das Rauchen, sondern in allen Bereichen der diktatorischen Diskriminierung von Minderheiten.

    Jedes Volk verdient die Regierung, die es hat. Dummes Volk, dumme Regierung und vice versa.

  6. Den österreichische Gefreiten brauchten die Deutschen genauso wenig wie einen durchgedrehtehn, schwerstnikotinsüchtigen Schweizer, der seinen Hass auf die Welt und anscheinend auch seinen Hass auf die Deutschen mit einer gräßlich naiven Nikotin- und Drogenbeweihräucherung und durch ständiges Anpinkeln der Deutschen zum Ausdruck bringt.

    Belehrer und Besserwisser aus unseren Nachbarländern sollten erst einmal vor Ihrer eigenen Haustüre kehren. Sitzen die Schweizer heute noch auf Vermögen von ermordeten Juden aus dem 3. Reich, ein Skandal, der totgeschwiegen wird.

    Solange solche ignoranten Maulhelden deiner Kategorie das Internet mit ihren anarchistischen, menschenverachtendem Gedankengut zumüllen können, ist die Demokratie nicht in Gefahr.

    Freiheit in der Schweiz?

    1 Km/h zu schnell: 40 Stutz Busse, Motorrad aufm Trottoir parkieren: Verzeigung.
    Nachtparkierverbot, etc.
    Das nur exemplarisch, über die Freiheiten, die Du in der Schweiz hast, da kann man als Deutscher nur drüber lauthals lachen. *LOL*

    Eine ernsthafte Gefahr durch diesen Bockmist dieses Blogs sehe ich nur für das Zwerchfell der Leser.

    .

  7. @freiraucher

    Die Nazivergleiche erhellen die Struktur der Ausgrenzung von Minderheiten?

    Nein. Sie belegen mangelndes Wissen und Verständnis der Historie und der Materie, um die es geht..

    1. Es gibt keine Ausgrenzung von Minderheiten in Deutschland. Ausgegerenzt wir der (Gift-)Qualm, aber scheinbar gibt es Menschen, die sich mit ebendiesem identifizieren. ?-Amge genug mussten unzählige Menschen diesen Dreck an ihren Arbeitsplätzen ungewollt einatmen.

    2. Kein einziger Mensch ist im 3. Reich als Raucher verfolgt oder gar ermordet worden, es gab im 3. Reich auch keine Ausgrenzung von Rauchern, selbst Göbbels war starker Raucher, und die SA hatte sogar ihre eigene Zigarttenmarke, die Sturmzigarette.

    3. Wo ist der Beweis, daß ein radikaler Anti-Raucher-Verein ernsthaft behauptet, der ?Tabakholocaust? sei SCHLIMMER als die Verbrechen der Nazis?
    Das Teil der hetzerischen Lügenpropaganda eines deutschen Raucherclubs.

  8. @chary_smoke
    Ich kenne mich nicht zu Letzt aufgrund meiner Familienhistorie und jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema auf das Intimste mit der Materie aus.
    Niemand hat behauptet, die Nazis hätten Raucher in der gleichen Weise verfolgt, wie andere Gruppen. Es geht, um es hier noch einmal zu wiederholen, um das Prinzip der Ausgrenzung von MInderheiten, egal wie diese definiert sind. An Beispielen herrscht ja in der Geschichte kein Mangel; die Nazis haben es jedoch in ein nie da gewesenes bis dato unvorstellbares Extrem gesteigert.
    Ich habe zahlreiche Screenshots und Quelltextsicherungen von solchen Aussagen gespeichert. Sieh dich einfach selbst einmal dort um; du wirst wissen, wo du suchen musst.

  9. @charly_smoke

    Seit wann sind nun plötzlich Autofahrer eine Minderheit?

    Die Schweizer haben politische Instrumente, damit der Wille des Volkes dem aller anderen höhersteht. Passt den Schweizern ein neues Gesetz nicht, kann dagegen das Referendum ergriffen werden. Das sind gute, bewährte Kontrollmechanismen, um den Staat nicht amoklaufen zu lassen und gegen die Demokratie zu agieren.

    Deutschland durfte bis heute nicht einmal abstimmen, ob sie in die EU will, geschweige denn, ob sie der EU-Verfassung zustimmen will. Dies wurde einfach von oben verordnet und der Deutsche Michel muss parieren. Das ist keine Freiheit des Volkes. Deutschland ist durch die Gewaltentrennung wohl noch eine Demokratie, aber ohne irgendein wie auch immer geartetes Mitspracherecht des Volkes.

  10. @charly_smoke

    aus pro bauchfrei: Stell Dich mal in die Stadt und erzähl den Menschen vom Holocaust der Tabak- und Alkoholbosse.

    und

    Axel Napolitano (stellvertretender Vorsitzender von Pro Rauchfrei e.V.) im Forum «Zeit Verantwortung zu übernehmen!» (Startseite): «Ich sprach vom Tabakholocaust. Wo ist das Problem? Es gibt keinen Exklusivanspruch einzelner Personen oder Gruppen auf bestimmte Wörter einer Sprache (…). Ich finde es bedauerlich, dass hierzulande immer noch gewisse Befindlichkeiten bei der Verwendung einzelner Worte bestehen. Es gibt dafür keinen Grund.»

    und die

    fischer.uni-hd.de schreibt über «Das Verschwinden der Raucher» ähnlich umfassend ist auch die letzte Strategie: moralische Diskreditierung und Kriminalisierung. Wer in der ?-ffentlichkeit raucht, begeht alle möglichen Verbrechen von der Körperverletzung bis zum Mord; zum «Tabakholocaust» ist es nur noch ein kleiner Schritt. Toleranzargumente für das Rauchen haben es da schwer. «Man traut sich ja kaum noch, zu argumentieren und sich damit als Mitglied einer Bevölkerungsgruppe zu outen, die vom öffentlichen Ansehen her nur noch ganz knapp, aber ganz ganz knapp über den Kinderschändern zu stehen scheint», schreibt ein taz-Leser.

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