Im «Hirn oben krank»

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Haupt-Todesursache:
«soziale Ungerechtigkeit»

Von Gastautor kikri

Medienlese FR 29.08.2008

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NZZ Seite 11
Soziale Ungerechtigkeit als wichtigste Todesursache
«Bericht der Weltgesundheitsorganisation
Soziale Ungerechtigkeit und eine fehlgesteuerte Gesundheitspolitik kosten weltweit viele Menschenleben. Zu diesem Schluß kommt ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der am Donnerstag in Genf vorgestellt wurde. Es bestehe eine ‹giftige Kombination› aus schlechtem Sozialversicherungsschutz, einem ungerechten wirtschaftlichen Gefüge und schlechten gesundheitspolitschen Maßnahmen. Diese Ungerechtigkeiten ‹töten in großem Masstab›, heisst es in dem Bericht. Es sein ein Gebot der Ethik, die Ungerechtigkeiten in Gesundheitssystem zu bekämpfen, sagt Michael Marmot, der Vorsitzende der für den Bericht zuständigen Kommission. Am stärksten betroffen von sozialen Ungerechtigkeiten sind erwartungsgemäß die Entwicklungsländer. In Niger etwa überlebt jedes 4. Kind nicht einmal seinen fünften Geburtstag. In den reichen Industrieländern dagegen stirbt nur jedes 150. Kind in den ersten fünf Lebensjahren.»

Da treffen immer verwirrendere Botschaften aus Genf ein. Gestern sollte plötzlich Alkohol die Hauptursache für Krebs sein, Rauchen und Passivrauchen spielen anscheinend keine Rollen mehr. Heute erfahren wir, daß «soziale Ungerechtigkeit» die Haupttodesursache sei. Erst waren es

  • Nicht mehr Passivrauchen
  • Nicht mehr Rauchen
  • Nicht mehr Hunger
  • Nicht mehr fehlende Toiletten (siehe letzte Woche)
  • Nicht mehr Krebs
  • Nicht mehr Altersschwäche

… und ab heute «soziale Ungerechtigkeit» Ist seit neustem Pascal Couchpin ein Mörder? Was wird uns morgen aufgetischt?

NZZ Seite 14
Klage gegen das Cern vor Menschenrechtshof,
«Start des LHC soll gestoppt werden»

«Die Klage sei von Forschern und Privatpersonen um den deutschen Chaosforscher Otto Rössler initiiert worden».

So ist das; da wurden über 3 Milliarden Euro in den neuen Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) des Cern investiert und jetzt soll er nicht gebraucht werden dürfen.
Naja, es sind ja nur Steuergelder…

NZZ Seite 17,
Wie viele Patientendaten für die Versicherer?

NZZ Seite 47
FDP klar für Initiative zum Verbandsbeschwerderecht
Als ob wir das nicht schon seit langem wüßten. Dumm nur, daß Raucher keinen Verband haben.

NZZ Seite B5, Dossier Medien,
Was für grosse Flaschen
«Die wunderbare Karriere des Wortes ‹Massenbesäufnis'»
«Denn in Genf hatten sich bereits im Juli Jugendliche in einem Park getroffen, um nach spanischem Botellón-Vorbild zu plaudern und dabei auch Alkoholisches zu trinken. Das wäre doch ein Grund für ein gesundheitspolitisches Lob: Die Jugend trifft sich doch bloß in vorauseilendem Gehorsam der gewünschten Rauchverbote an der frischen Luft statt in verrauchten Bars!» Der große Umsatzeinbruch wird nicht lange auf sich warten lassen.

«Die Kreation einer Angstbotschaft»

Die Angstbotschaft – die Jugend will sich nur besaufen – war damit geformt.»
Journalisten sind Wachhunde. So steht es im demokratietheoretischen Lehrbuch. Journalisten behüten die Gesellschaft vor Unbill, warnen rechtzeitig vor bösen Buben – oder vor Botellones. Im Spanischen ist dies der Ausdruck für große Flaschen. Im Mediendeutsch heißt das allerdings: Massenbesäufnis. Das tönt so alarmierend wie knackig, ist anschaulich und ideal verwendbar für schnelle Schlagzeilen. Das Wort hat in den vergangenen beiden Wochen eine wunderbare Karriere durchlaufen, genau wie früher der Passivrauch, womit eigentlich nur der Tabakrauch gemeint ist.

«Erst alarmieren, dann kritisieren und zuletzt informieren: Das bedeutet eine Umkehrung der klassischen journalistischen Verhaltensregeln. Der Fall ist keineswegs untypisch. Er illustriert, wie oft angebliche Berichte moralisch übersäuert sind. Wachhunde, die ständig grundlos bellen, nimmt man früher oder später nicht mehr ernst.»

Tagesanzeiger Seite 15
Für totales Rauchverbot
«Zürich. – Die Vollversammlung der Alternativen Liste (AL) hat sich am Dienstag für die Rauchverbotsinitiative der Lungenliga ausgesprochen, die am 28. September zur Abstimmung kommt. Nein sagt die AL zum Gegenvorschlag des Kantonsrates. Die gleichen Parolen hat die EDU gefaßt. Unterschiedlicher Meinung sind EDU und AL beim Berufsbildungsgesetz. Dort befürwortet die AL einen Berufsbildungsfonds, die EDU will keinen Fonds.»
Die AL entfernt sich immer mehr von ihrer Tradition: früher wurde während der Vollversammlung gekifft, heute soll beim anschließenden Beizenbesuch nicht mehr geraucht werden dürfen. Erinnert ihr euch noch: es gab mal eine Zeit, da hörte man von den «neuen» Linken (heute AL, Grüne) «verbieten ist verboten» und ähnliche Sprüche.
Heute haben die gleichen Leute in ihrer Verbotsmanie ihren ehemaligen «Klassenfeind» längst rechts überholt. „Links» heißt nur noch das Label. Bezeichnend auch, daß sämtliche religiösen Parteien sich dezidiert für Verbote aussprechen. Sie riechen wieder das Oberwasser der Unterdrückung, wie sie uns die Kirchen bis in die 60er Jahre vorexerziert hatten.

Download neue-warnhinweise-tabak

Blick Seite 6,
Ester Maurer zum Massenbesäufnis: ‹Hirn oben krank›
«An den Botellón zu gehen, sei im «im Hirn oben krank». Polizeivorsteherin Esther Maurer teilt vor dem morgigen Anlaß in Zürich deftig aus»
«Gefährliches Spiel von Frau Maurer, auch für die eigene Partei: Die sind die nächste Generation von Wählern, und vergessen werden solche Aussagen garantiert nicht so schnell…!»
Es war noch nie so offensichtlich, aber kennen tun wir es schon: Wer nicht der gleichen Meinung ist, wer irgendwie wegen irgendwas stört wird diffamiert.

Tagesanzeiger
Ärztliche Tips für die geplante Sauferei
«Für den Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein liegt es drin, wenn ein Jugendlicher am Freitagabend am Botellón in Zürich eineinhalb Liter Bier trinkt.» – «Lustiger Abend «nicht schlimm»
Für Stadtarzt Albert Wettstein ist der Botellón vor allem eine soziale Veranstaltung. Da sei es unproblematisch, wenn ein Jugendlicher eineinhalb Liter Bier trinke, mehr liege aber nicht drin.»
Sogar in der Stadt Zürich gibt es vernünftige Beamte. Wie brauchen mehr davon. Hr. Wettstein hat eines begriffen: Verbote nützen nichts, sie werden eh umgangen. Da ist es viel schlauer, Tips zu geben, wie man sinnvoll mit Alkohol (oder auch anderem) umgeht.
Wann begreifen das endlich auch Politiker? – Wohl frühestens im Jahre 2173.

En schöne Tag
kikri

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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7 thoughts on “Im «Hirn oben krank»

  1. Immer wenn die WHO sich über den Gesundheitszustand der Welt ereifert, erinnert mich das an den Messdiener, der mit dem Geldsack am Kirchenausgang klingelt.

    Die Vereinten Nationen und mit ihr die WHO haben es trotz grossen Versprechungen nicht geschafft…

    – den Hunger abzuschaffen: Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger oder dessen Folgen (UN World Food Program)

    – für sauberes Wasser zu sorgen: Alle 15 Sekunden stirbt ein Kind an Wassermangel oder ungenügender Hygiene

    – die Malaria in den Griff zu bekommen: Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. Während 30 Jahren war das einzige wirksame Pestzid DDT verboten, lange genug um den Tod von über 30 Millionen Menschen zu verursachen. Das Verbot von DDT wurde ausgesprochen, nachdem eine Umweltschützerin die Ausrottung des amerikanischen Adlers durch DDT vorausgesagt hatte.

    AIDS in den Griff zu bekommen: ich weiss nicht wieviele Tote durch geeignete Massnahmen verhindert werden könnten, die WHO hat aber ihr Versprechen nicht eingelöst.

    Am Geld kann es nicht liegen, sondern an den Prioritäten. Allein für die Periode 2000-2008 ist ein Budget von 100 Mio$ für die Tobacco Free Initiative eingesetzt. Damit ist niemandem geholfen, vor allem nicht denjenigen, die das Geld besser gebrauchen könnten. Viele andere Programme, die vorwiegend dem Social Engineering dienen, verschlingen Millionenbeträge.

    Jede Sekunde sterben 21 Menschen in dieser Welt an irgendeiner Ursache, davon 15 Nichtraucher und 6 Raucher (wenn man den Berechnungen der WHO Glauben schenken will).

  2. Sachlich Falsch. DDT war zur Malariabekämpfung nie verboten.
    Mach euch kundig, bevor ihr solche falsche Stabmmtischparolen hier verbreitet.
    Christian Simon: DDT – Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung. Christoph Merian Verlag, Basel, 1999,
    ISBN 3-85616-114-7

    Soluiale Ungerechtigkeiten entstehen auchn wenn die Lebensgrundlage der Menschen, z.B. durch den Tabakangau zerstürt wird.

    In den Miombowälder beispielsweise, die sich von Angola im Westen bis Tansania im Osten von Afrika erstrecken. Mit 3,4 Millionen Quadratkilometern ist der Miombo noch das größte, zusammenhängende Trockenwaldgebiet der Erde, aber die Bedrohung wächst täglich. Wegen der hohen Erträge und der günstigen Verkaufsbedingungen steigen immer mehr Bauern in Afrika auf den Anbau von Tabak um. Die Bauern entwalden ein Gebiet, in dem nur zwei Ernteperioden lang Tabak angebaut werden kann, empört sich der Forstwissenschaftler Aaron S. Mganim von der Universität in Morogoro, dem Zentrum des tansanischen Tabakhandels.
    Danach ist der Boden ausgelaugt, die Produktion geht zurück und die Bauern müssen sich nach neuer Anbaufläche umsehen. Der Entwaldung folgen Erosion und Verwüstung.
    Keine andere Pflanze entzieht dem Boden so viele Nährstoffe.

    Ein deutscher Durchschnittsraucher vernichtet alle drei Monate einen Tropenbaum. In den letzten 50 Jahren hat sich Tansanias Waldbestand halbiert. Folge auch der Rodung für neue Tabak-Anbauflächen und der Suche nach Feuerholz, mit dem die braunen Blätter getrocknet werden.
    Das Hartholz aus den Miombowäldern ist wegen seiner hohen Rauchentwicklung dafür besonders geeignet. 160 Kilo Holz müssen kokeln, um ein Kilogramm markfähigen Tabak zu erzeugen. Der deutsche Durchschnittsraucher verpafft alle drei Monate einen Tropenbaum.

    Rauchen gefährdet immer weniger die Gesundheit der Ersten Welt. Rauchen gefährdet nach der globalen Verlagerung von Anbau und Konsum immer mehr die Gesundheit der so genannten Dritten Welt. Fortgesetzte Landnahme für den Tabakanbau in anfälligen Ökozonen und das Schlagen vieler Bäume für das Trocknen des Tabakblattes bewirken zusammen eine Umweltveränderung mit globalen Auswirkungen.

    Erosion der Böden sind die sicheren Weggefährten der Camel-Karawanen. Um den Tabaken einen exquisiteren Geschmack zu verleihen, werden auch dort die Blätter über dem Feuer getrocknet.
    Wo einst Wälder wuchsen, dehnt sich verödete Steppe aus. Bis vor 30 Jahren standen in dem ostafrikanischen Land noch riesige Savannenwälder.

    Die meisten Raucher ahnen nicht, wie sie Arm in Arm mit der Tabakindustrie die Natur der Subtropen zerstören. Jedes Jahr fallen dort etwa 1,2 Millionen Hektar Waldland dem Tabakanbau zum Opfer, hat die Weltgesundheitsorganisation errechnet.

    So schaffen Raucher unfruchtbare Wüsten.

  3. Tom Jones – bleib bei den Fakten!

    «Once malaria was wiped out in the United States, the U.S. Environmental Protection Agency (EPA) administrator, William Ruckelshaus, banned the use of DDT in the United States in 1972 …

    Other U.S. and foreign government officials followed his lead and prohibited their governments and agencies from supplying or paying for DDT use in other, poorer countries, despite the effectiveness of DDT in controlling malaria-carrying mosquitoes. Some of these officials required people in other countries to stop using DDT if they wanted funding, even for non-DDT projects.

    These decisions amounted to a malarial death sentence for tens of millions of children, mostly in Africa. Malaria needlessly sickened hundreds of millions of others.»

    «The World Health Organization (WHO) has just reversed its 30-year restriction on DDT and backed limited spraying to control the mosquito population. although DDT has few detrimental effects on humans

  4. Das muss sehr, sehr dumm und unter Umständen gar rassistisch von William Ruckelshaus gewesen sein! Egoisms will always strike back – one people, one world!

    Durch den kurzfristigen (50-200 Jahre), völlig normalen Klimawandel wird früher oder später in Florida die Malaria wieder an der Tagesordnung sein – bereits in wenigen Jahren, nicht in Jahrzehnten. Somit wird die WHO DDT wieder erlauben, bloss weil es die USA betrifft.

    Es zeigt aber auch auf, dass Amerika in dieser Welt die eklatant grössten Egomaniker sind, und sich in der Verfassung, wie auch auf den Dollar-Scheinen und in der Kreigsführung stets auf Gott berufend, als Hipokrites und Bigotte sich entlarven.

    Wie krank muss eine Gesellschaft denn noch werden, bis die Welt sagt: «Jezt reicht es!? Es darf und sollte keiner meinen, unter Obama werde es anders. Wer so denkt, irrt gewaltig und wird unangenehm aufwachen!

    Auch eine USA kann sich nicht gegen die gesamte Welt auf längere Zeit widersetzen. Man sieht das im Moment bei Russland/Georgien.

  5. «banned the use of DDT in the United States in 1972″……

    …..es war in den USA verboten, aber nicht zur Malariabekämpfung weltweit, da wurde es und wird es immer noch eingesetzt, seit 2006 sogar wieder verstärkt, trotz der Resistenzproblematik……..

    kann man z.B hier nachlesen:
    Christian Simon: DDT – Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung. Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-114-7

    EDIT: Der letzte Satz wurde gelöscht, da er nichts mit dem Thema zu tun hat und gegen die Etikette verstösst.

  6. Da sind wir Raucher also auch am Klimawandel, der Ausdehnung der unfruchtbaren Böden, Hungersnöten schuld.
    Da ist es leicht, uns auch die Schuld für Hurricans in die Schuhe zu schieben.
    Ich bin gespannt auf die Argumentationskette die uns beweissen soll, dass wir auch an Vulkanausbrüchen und Kometeneinschlägen Schuld sein sollen.

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