Mit den eigenen Gesetzen konfrontiert

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Eine erfreuliche Nachricht

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Gelegentlich bekommen diejenigen, die stupide und überflüssige Gesetze ausbaldowern und erlassen, diese auch mal selbst zu spüren. Das ist gut so und bringt sie jeweils für ein paar Minuten dem Volk näher und sie erinnern sich, wie es war, als man noch kein Parlamentarier oder Bundesrat war. Bleibt zu hoffen, daß solche Begebenheiten die Politiker jeweils wieder auf den Boden zurückholen.

Bundesrätin Leuthard hat auf ihrer Rußland-Reise die Allmacht der Bürokratie endlich auch mal am eigenen Leib zu spüren bekommen. Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen Pulkowo von St. Petersburg wurde die Schweizer Wirtschaftsministerin zum Ausziehen ihrer Schuhe gezwungen.
Doris Leuthard weigerte sich zuerst und ging mit ihren Schuhen an den Füssen durch die Metallerkennungsschleuse. Doch ein russischer Sicherheitsbeamter versperrte ihr den Weg zum Flugzeug.

Der Schweizer Botschafter Erwin Hofer intervenierte energisch mit hochrotem Kopf. Auch ABB-Manager Richard Friedl, der Schweizer Wirtschaftsminister oft auf ihren Missionen begleitet, schaltete sich lautstark ein. Es scheint, daß unsere Botschafter nur für hohe Schweizer Funktionäre aus Politik und Wirtschaft nicht aber für das gewöhnliche Schweizer Volk zuständig ist. Mir kam bisher noch nie einer zu Hilfe.

Übersetzerinnen versuchten den Beamten klarzumachen, daß sie ein Regierungsmitglied vor sich hätten. Botschaftsangestellte telefonierten mit dem Handy, um Vorgesetze der russischen Sicherheitsleute zu erreichen. Auch der Pilot der Swiss-Maschine kam gelaufen, weil er mittlerweile seine Startzeit verpaßt hatte.

Soviel Aufmerksamkeit am Flughafen hätte ich auch mal gerne, wobei ich mit der Erlaubnis, an Bord und im Flughafengelände zu rauchen eigentlich schon zufrieden wäre.

Jeglicher Einwand prallte an dem bulligen Uniformierten bei der Zollabfertigung ab wie Regen auf einer frisch polierten Motorhaube. Schließlich gab Leuthard nach und legte ihre halboffenen Schuhe auf das Band der Durchleuchtungsmaschine und schritt durch den Metallerkennungsbogen. Die anderen Mitglieder der rund 20-köpfigen Schweizer Wirtschaftsdelegation taten es ihr gleich. Das Bonbon für Doris kam wie immer zuletzt: Auf der anderen Seite mußte sie sich noch von einer russischen Sicherheitsbeamtin abtasten lassen.

Die Swiss-Maschine hob mit 20 Minuten Verspätung ab. Das sei das erste Mal als Bundesrätin, daß ihr so etwas passiert sei, sagte Leuthard. Auf den Vorfall werde die Schweiz mit einem Protestbrief reagieren. Denn für Regierungsmitglieder gälten die speziellen Regeln der diplomatischen Immunität.

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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One thought on “Mit den eigenen Gesetzen konfrontiert

  1. Irgendwie kommen mir diese Vorgehensweise bekannt vor… Bekomme langsam die Nostalgie!? 🙂
    Nun was soll ich sagen: Die Russen kriegen den Brief, reagieren darauf entweder mit einer Entschuldigung oder, wahrscheinlicher, gar nicht. Ansonsten kann ich nur begrüßen, dass die Regierungsmitglieder mindestens in der Schweiz ganz «normales» Leben erleben…

    Interessant, wenn ein rauchendes Kind (kann ja passieren) eines deutschen Politikers ein Mal Abitur nicht geschafft hätte, weil es 300 Min. nicht ohne Zigarette ausgehalten hat, bzw. weil dadurch die Konzentration ohne eine zu rauchen nachgelassen und gelitten hat, so hätte mindestens DER Politiker verstanden, was er mit Rauchverbot ‹ohne wenn und aber› anrichtete!

    Upps, nein, natürlich nicht, in dem Fall hätte man sofort «Vitamin B» eingeschaltet?!

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