Italien: Anti-Raucher-Papst verurteilt

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PHARMA-MAFIA GERÄT UNTER DRUCK

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Drei Jahre Haft für den Capo

des Anti-Tabak-Gesetzes

Sirchia ist der Verfasser des umstrittenen italienischen Anti-Tabak-Gesetzes, welches er als Gesundheitsminister in ganz Italien 2005 brutal und ohne Rücksicht auf Verluste anderer durchgesetzt hatte.

Zu seiner Amtszeit wurde Sirchia bereits achtmal wegen Bestechung und Annahme von Schmiergeldern angeklagt – meist mit Bezug zur Pharma-Mafia.

Girolamo Sirchia, zeitweiser Gesundheitsminister der zweiten Regierung Berlusconi (2001-2006), ist am Donnerstag wegen Korruption zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Dem Ex-Minister wurde im Verfahren vorgeworfen, Schmiergelder in Höhe von insgesamt 700.000 Euro angenommen zu haben. Das Geld stammte von japanischen und amerikanischen Pharmakonzernen, die bei der Lieferung technischer Geräte für das Mailänder Krankenhaus Niguarda begünstigt worden seien, berichteten italienische Medien. Das Geld sei in die Kasse «Il Sangre», einer von Sirchia selbst gegründeten Stiftung geflossen. Im Verfahren standen Sirchia und weitere sieben Personen vor Gericht. Die Staatsanwälte hatten für Sirchia eine geringere Strafe von zwei Jahren und neun Monaten Haft beantragt. Sirchia bestritt die Vorwürfe. Er wisse nichts von solchen Schecks.

Am Donnerstag, dem 17. April 2008, wurde der frühere Minister und oberste treibende Kraft hinter den italienischen Rauchverboten, Girolamo Sirchia, wegen Annahme von Bestechungsgeldern in einem bekannten Milaneser Spital rechtskräftig zu drei Jahren Haft verurteilt, muß diese aber nicht absitzen, da die kürzlich noch im Amt gewesene italienische Mitte-Links-Regierung unter Romano Prodi die Verjährungsfrist für Korruptionsvergehen herabsetzte, was einer Amnestie für viele gleichkommt. Honi soit qui mal y pense!

Der 74-jährige Blut- und Transplatationsspezialist wurde der Annahme von Bestechungsgeldern in der Höhe von 6.000 US-Dollar der Firma American Company Healthcare für schuldig befunden, während er Chefarzt der Abteilung für Bluterkrankungen im Milaneser Policlinico Krankenhaus war. Er wurde ebenfalls der Unterschlagung für schuldig befunden, als Kassierer der Stiftung «Il Sangre» 100.000 Schweizer Franken sowie 30.000 Euros beiseite geschafft zu haben.

Noch vor der Verhandlung wurden die Anschuldigungen für das Kassieren von drei Bestechungsschecks aus dem Jahre 1999 über 11.000 Deutsche Mark von der Firma Immucor Multinational fallen gelassen – auch hier wieder aufgrund der amnestie-ähnlichen Herabsetzung der Verjährungsfrist. Der Ex-Gesundheitsminister wird beschuldigt, Schmiergelder in Höhe von insgesamt 700.000 Euro angenommen zu haben, wobei die meisten Vergehen unter die verkürzte Verjährungsfrist fallen und somit nicht mehr juristisch verfolgt werden können. Das Geld stammte von japanischen und amerikanischen Pharmakonzernen, die bei der Lieferung technischer Geräte für ein Mailänder Krankenhaus begünstigt worden sind.

Zusätzlich zur Haftstrafe, die gar drei Monate über dem Antrag des Staatsanwaltes lag, ist es Sirchia für die nächsten fünf Jahre untersagt, sich weder für irgendein öffentliches Amt zu bewerben, es innezuhaben oder zu führen, noch sich zu einer öffentlichen Wahl zur Verfügung zu stellen. Nach Ablauf dieser Auflage wäre er 79 Jahre alt, sollte er den Industrie-Smog Mailands gesundheitlich heil überstehen – und wäre somit hoffentlich definitiv weg vom politischen Fenster.

Nebst Sirchia, dem Ex-Gesundheitsminister, wurden sieben weitere Gangster aus dem italienischen Pharmagate angeklagt, darunter auch die japanische Firma Haemonetics Italia Company.

Die längste Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wurde dem Finanzdirektor der Haemonetics Italia Company, Giuseppe Trudu, ausgesprochen.

Zweieinhalb Jahre Haft erhielten der Vorstandsvorsitzende der Immucor Multination, Gioacchino De Chirico und der Immucor Handelsvertreter Giuseppe Strazziota sowie der Haemonetics Manager Fabio De Bubeis. Der Firma Haemonetics selbst wurde eine Busse von 125.000 Euro aufgebrummt.

Sirchia war von 2001 bis April 2003 Gesundheitsminister der Mitte-Rechts Regierung unter dem Ex-Premierminister Silvio Berlusconi. Als solcher war er die treibende Kraft hinter Italiens Anti-Raucher-Gesetze, an deren Ausarbeitung er wesentlich mitbeteiligt war, die das Rauchen an allen öffentlichen Plätzen, inklusive Bars und Restaurants, verbot und unter saftige Strafen stellte. Da man im Leben stets das zurück erhält, was man gibt, fällt seine Strafe nun um einiges höher aus, als es sich dieser korrupte Diktator wohl erträumte.

Als Berlusconi das Kabinett 2003 umbildete, wurde Sirchia nicht wiedergewählt und viele Beobachter glauben, daß dies mit seinen illegalen Tätigkeiten zu tun hatte.

Sirchia wurde als Gesundheitsminister durch den früheren Lazio Regionalpräsident Francesco Storace (siehe Italienisches Watergate) ersetzt, der nach weniger als einem Jahr wegen angeblicher dreckigen Tricks bei den Regionalwahlen zurücktreten mußte.

Erstaunlich, wie im deutschsprachigen Raum Italien mit seinem Rauchverbot stets als der Musterknabe par excellance dargestellt wird.

[Carolus Magnus]

Italian’s Anti-Smoking-Hero gets three years

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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12 thoughts on “Italien: Anti-Raucher-Papst verurteilt

  1. Pingback: Pligg
  2. angeblich hat er jetzt nochmals 4 Jahre bekommen (info von Freedom to choose) .

    ich habe archimedes um Details gefragt und habe noch keine Antwort: hast du etwas (es lasten auf ihn insgesamt 8 Strafanzeigen.

    Interessant ist auch die Verwicklung mit dem Anwalt Saddam Husseins betreffend der Schweizer Konten des Diktators.

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