Von Negern, Freud und Frauenstimmrecht

 

Vorwärts in die Vergangenheit

Wer wüsste, wo man sonst noch das Rauchen verbieten könnte? Um den «Nichtraucherschutz» und angeblichen «Passivrauch» geht es in Wahrheit schon lange nicht mehr, sollte es überhaupt jemals darum gegangen sein. Es geht gegen die Raucher, und zwar um jeden Preis – fanatisch, sektiererisch und vor allem diktatorisch.

Wahnsinn! Wir haben das Rauchverbot in der Gastronomie! Alle freuen sich und applaudieren: «Bravo! Na also, es geht doch!» Nur der passionierte und ausgegrenzte Raucher reibt sich verwundert die Augen: Warum wird eigentlich immer vom «Schutz der Bevölkerung» gesprochen, als ginge es um einen unheimlichen Virus? Ist die Pest ausgebrochen? Hat sich die Vogelgrippe auf den Menschen übertragen? Sind die Marsianer gelandet? Muss weltweit das Militär in Alarmbereitschaft versetzt werden? Gehören Raucher nicht auch irgendwie zur Bevölkerung, vielleicht sogar zur Menschheit? Die Rasse Mensch ist das einzige Lebewesen, das lachen kann. Wenn man sie kitzelt, lachen sie dann nicht? Nicht mal ein bisschen? Übergangen und ausgegrenzt zu werden ist heute das Los sämtlicher Minderheiten und die Diktatur der Mehrheit ein fataler Trend, der allesamt zur Gleichheit verdammt. Bis zur Uniformtragpflicht ist es dann nicht mehr weit, denn uniform zu sein beginnt im Kopf!

Tatsache ist: Es geht schon lange nicht mehr um den «Nichtraucherschutz», es geht vielmehr einzig gegen die Raucher. Ein Feindbild, welches über Jahrzehnte sukzessive von interessierter Seite genährt und aufgebaut wurde, und deren Zeit der Ernte nun gekommen zu sein scheint. Oder was hat es noch mit dem Schutz vor «Passivrauchen» zu tun, wenn öffentlichen und am besten auch gleich privaten Bediensteten das Rauchen in ihren eigenen Büros verboten wird? Was, wenn man in Kalifornien bereits das Rauchen in Mehrfamilienhäusern verbietet? Was, wenn man im Auto wohl noch rauchen darf, aber nur bei geschlossenen Fenstern? Was, wenn das Rauchen in den eigenen vier Wänden nicht mehr erlaubt ist, sollte ein Nichtraucher anwesend sein? Es ist eine beunruhigende Vision vom «guten Leben», die hier mit Macht durchgedrückt wird; Genuss, so man dies überhaupt als solches bezeichnen kann, ist nur noch in Form von Wellness und Sport erlaubt, alles andere ist Laster und es entsteht eine Apartheid von Rauchern und Nichtrauchern mit all seinen Folgen. Das Konkubinatsverbot von einer Raucherin und einem Nichtraucher ist in einigen Orten dieser Welt bereits Realitiät!

Parallelen zur Alkoholprohibition

Es gibt kein eindeutiges Datum für den Beginn der Alkoholprohibition. Schon zuvor hatte es lange gesellschaftliche Kämpfe um das Alkoholverbot gegeben. Seit 1869 gab es eine Prohibitionspartei. Sehr aktiv war auch der ‚Christliche Frauenbund für Abstinenz› (Women’s Christian Temperance Union) und dann schließlich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Anti-Saloon-League, also etwa der ‚Kampfbund gegen die Kneipen›. Die Anti-Saloon-League wurde 1893 in Oberlin (Ohio) gegründet. Auf bestimmten amerikanischen Landkarten erschienen die sogenannte ‚trockengelegten Zonen› – zunächst vor allem auf dem Land.

Der erhöhte Lebensmittelbedarf während des Krieges hat dann der Anti-Alkohol-Bewegung zusätzliche Begründung verliehen und die Politiker unter Druck gesetzt. Das sog. „Volstead-Gesetz» definierte als alkoholische Getränke alles mit über 0,5 % Alkoholgehalt. Präsident Wilson legte gegen diese Bestimmung zunächst sein Veto ein, aber der Druck der öffentlichen Meinung war so stark, dass sich sowohl im Repräsentantenhaus wie im Senat eine Zweidrittelmehrheit fand, die das Veto des Präsidenten unwirksam machte.

Als Gegenbewegung formierte sich die „Anti-Temperance-Societies», die beispielsweise unter den Baptisten eine starke Fraktion hatten. Sie hielten den Alkohol weiterhin für eine Gabe Gottes.

Das Alkoholverbot hat seine Ziele in keiner Weise erreicht, sondern im Gegenteil dem kriminellen Gangstertum erst richtig zum Aufschwung verholfen und die Korruption befördert. Der politische Einfluss durch das entstandene Schwarzgeld hat die Cosa Nostra immer wieder vor der Strafverfolgung beschützt. So wurden die unterbezahlten Prohibitionsagenten, die das Verbot eigentlich überwachen sollten, durch Bestechung und Bedrohung gefügig gemacht. Bestochene Polizisten verrieten den Termin einer Razzia oder schauten generell weg; hochrangige Politiker und Beamte stellten z.B. Waffenscheine aus oder verhinderten staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.

Nach 14 Jahren erfolgloser Bemühungen um ein trockenes Amerika, nach dem Börsenkrach 1929 und der anschließenden Depressionsphase, und nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Franklin D. Roosevelt wurde unter großer öffentlicher Beteiligung im Dezember 1933 das bundesweite Alkoholverbot durch eine erneute Verfassungsänderung wieder aufgehoben.

Die Einführung der Prohibition gegen den Alkohol verlief parallel zur Einführung des Frauenwahlrechts. Um 1900 hatten erst elf Staaten den Frauen das Wahlrecht eingeräumt. Am 28. August 1920, also fast zeitgleich mit dem Beginn der landesweiten Prohibition, wurde das Frauenwahlrecht in die Verfassung aufgenommen. Sigmund Freud schrieb in diesem Zusammenhang 1927 über „Die Zukunft einer Illusion»:

«Wer durch Dezennien Schlafmittel genommen hat, kann natürlich nicht schlafen, wenn man ihm das Mittel entzieht. Dass die Wirkung der religiösen Tröstungen der eines Narkotikums gleichgesetzt werden darf, wird durch einen Vorgang in Amerika hübsch erläutert. Dort will man jetzt den Menschen – offenbar unter dem Einfluss der Frauenherrschaft – alle Reiz-, Rausch- und Genussmittel entziehen und übersättigt sie zur Entschädigung mit Gottesfurcht. Auch auf den Ausgang dieses Experiments braucht man nicht neugierig zu sein»

[Sigmund Freud] – Fragen der Gesellschaft – Ursprünge der Religion. Die Zukunft einer Illusion

Schon keimen auch in Deutschland Hoffnungen, ein Rauchverbot könnte auch den Alkoholkonsum senken. Dabei werden die gescheiterte Alkoholprohibition der USA sowie die menschenverachtende Apartheidpolitik Südafrikas wieder auferstehen.

Parallelen zur Apartheid

Apartheid, ein Wort aus dem Afrikaans stammend, von apart, «getrennt, einzeln» – soweit die begriffliche Definition. Historisch betrachtet bedeutete sie strikte Rassentrennung und radikalisierte die traditionell südafrikanische Segrationspolitik beträchtlich. In einer wahren Gesetzesflut erhob sie sich zur allumfassenden Staatsdoktrin.

Um die sogenannte «Rasseneinheit» zu garantieren und folglich auch zu wahren, waren Eheschließungen über die Rassengrenzen hinweg ab 1949 verboten. Ein Jahr später wurde bereits der Geschlechtsverkehr von Weißen mit Angehörigen anderer Rassen unter Strafe gestellt (Immorality Amendment Act), der bereits seit 1927 verboten, aber bis 1950 nicht sanktioniert wurde. Grundpfeiler des Apartheidsystems war der Population Registration Act von 1950, der jeden Einwohner Südafrikas einer der vier Rassen zuordnete. Ausweispapiere dokumentierten die Rassenzugehörigkeit ihrer Besitzer. Die Hautfarbe war das dominierende Merkmal des südafrikanischen Herrschaftssystems.

Es sieht ganz danach aus, als wolle der nicht aufhörende Antiraucherkreuzzug vor allem die in Deutschland so beliebte Haltung des «Sesselfurzenden Neiders» institutionalisieren. Von Schizophrenie zeugt, dass in den deutschen Feuilletons eine Debatte über die Toleranz geführt wird: Keine Toleranz der Intoleranz von Fundamentalisten! Gemeint sind islamische Fundamentalisten, nicht etwa Antiraucher.

Es ist ja auch so schön, anderen Leuten etwas zu verbieten, was man selber gar nicht machen will, das befreit. Auch frustrierte Politiker, die sich angesichts der Globalisierung zunehmend handlungsunfähig fühlen. So ein nettes kleines Verbot kommt da immer gut. Seltsam – eigentlich soll doch immer der Markt alles regeln. Könnte man ihm dann nicht einfach auch zutrauen, Raucher in Raucherkneipen und Nichtraucher unter ihresgleichen zu lotsen? Weit gefehlt, denn immerhin geht es um ein hohes Gut: die Volksgesundheit, Dauerbrenner seit 1933 (der Zeit, zu der das Passivrauchen erfunden wurde). Unter dem «im Grundgesetz verankerten Schutz des geborenen und ungeborenen Lebens» (DKFZ) macht es die Nichtraucherlobby mittlerweile kaum mehr. Da ist es auch egal, ob überhaupt Nichtraucher in der Nähe sind. Kommen dann noch die armen, unschuldigen Kinder hinzu, wird es eng. Um junge Menschen vor den schlimmen «Killerspielen» zu schützen, würde Beckstein sie am liebsten auch gleich den Erwachsenen verbieten, sicherheitshalber.

Schön für die grosse Koalition, dass solches Denken volksparteiübergreifend funktioniert: Die SPD-Bundesdrogenbeauftragte Bätzing lässt schon mal prüfen, ob und wie es möglich ist, Rauchen beim Autofahren zu verbieten. Sicherlich wird dazu bald wieder eine Lachnummer von Studie erstellt, zum Amusement der noch nicht Anti-Infizierten. Klar wäre das ein Eingriff in die Privatsphäre, «aber wir müssen uns ernsthaft fragen, ob Verkehrssicherheit und Gesundheitsschutz nicht höher zu bewerten sind». Die Privatsphäre ist heutzutage sowieso nicht mehr allzu viel wert, wie die Herren Schäuble und Schily gerne bestätigen können. Und ist privates Kiffen vielleicht erlaubt? Eben! Natürlich spielt Bätzing auch noch den letzten Joker aus: Wie verantwortungslos handelt jemand, der mit Kindern im Auto sitzt und raucht! Sowas zieht werbepsychologisch genau so gut wie ein Bärenbaby in einem Zoo.

Schade, dass die Autolobby so stark ist, sonst müsste man das Autofahren auch gleich verbieten. Wenn nur Vernunft die Grundlage der Politik wäre! Schliesslich werden jedes Jahr ganz viele Kinder totgefahren und andere Leute auch. Dabei lauern die schlimmsten Gefahren für Leib und Leben draussen, jenseits der Haustür! Rausgehen ist insgesamt ungesund, gerade für Kinder. Also: Vernunft zur Grundlage der Politik machen und das Verlassen der Wohnung verbieten. Und weil es drinnen auch nicht ganz ungefährlich ist, sollte man die schutzbedürftige Bevölkerung am besten auf ihren Betten festschnallen und mit schadstoffarmen Breichen füttern.

Carolus Magnus

Freidenker, Rebell und Nonkonformist schreibt provokativ, konzis, unkonventionell und unmißverständlich über/gegen das grassierende, genußfeindliche, puritanische Weltbild in unserer Gesellschaft. Stilmittel: Satire, Provokation, Humor, Karikatur und knallharte Facts. Ein MultiMediaMagazin für Jeden.

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